Biotopvernetzungskonzept für die Gelbbauchunke im Reutlinger Stadtwald und exemplarische Umsetzung von Habitatentwicklungsmaßnahmen

Die Gelbbauchunke (Bombina variegata) war ursprünglich in Klein- und Kleinstgewässern der Überschwemmungsauen von Bächen und Flüssen beheimatet. Da diese Lebensräume vielfach verschwunden sind, bewohnt die Art heutzutage vor allem Sekundärlebensräume wie Kies- und Tongruben, Steinbrüche und Truppenübungsplätze. Geeignete Laichgewässer sind bspw. wassergefüllte Fahrspuren, Suhlen, Pfützen, Tümpel und Gräben. Als Landhabitate nutzen Gelbbauchunken Feuchtwiesen, Laub- und Mischwälder sowie Ruderalflächen.

Auch unter Berücksichtigung der für diese Art typischen Populationsschwankungen sind die Bestände in Baden-Württemberg - wie auch bundesweit - seit den 1980er Jahren rückläufig. Die Gelbbauchunke ist sowohl in der Roten Liste Baden-Württembergs als auch Deutschlands als stark gefährdet (2) eingestuft. Die Aufnahme in die FFH-Richtlinie (Anhänge II und IV) zeigt, dass die Art auch auf europäischer Ebene schutzbedürftig ist. Sie ist zudem eine Art des 111 - Arten Korbs in Baden-Württemberg und des Zielartenkonzepts des Landes.

Im Rahmen des Projekts soll auf kommunalen Flächen der Stadt Reutlingen ein Biotopvernetzungskonzept für die Gelbbauchunke erarbeitet werden. Hierfür werden zunächst vorhandene Informationen zum Vorkommen der Art im Planungsbereich zusammengetragen und durch einen Experten in einer Übersichtsbegehung verifiziert und dokumentiert. Zudem werden potentielle Lebensräume der Gelbbauchunke im erreichbaren Umfeld um die Vorkommen (ca. 1.000 m Radius) erfasst. Darauf aufbauend wird ein flächenspezifisches Maßnahmen-/Vernetzungskonzept nach fachlichen Kriterien erarbeitet. Schließlich ist auch die exemplarische, praktische Umsetzung von Habitat-Entwicklungsmaßnahmen zusammen mit der Forstverwaltung vorgesehen. Dies soll verdeutlichen, wie die Forstverwaltung entsprechende Maßnahmen dauerhaft eigenständig durchführen kann. Dies ist entscheidend für die Förderung der Gelbbauchunke, da einmal angelegte Kleinstgewässer, wie z.B. Fahrspuren, im Laufe der Zeit ihre Lebensraumeignung verlieren.

Der modellhafte Charakter des Projekts ergibt sich dadurch, dass in enger Abstimmung mit der Forstverwaltung Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen abgeleitet werden, die in den laufenden forstlichen Betrieb eingebunden werden können und zu keiner Einschränkung der Bewirtschaftung führen. Ein Beispiel ist die Anlage von Fahrspuren auf lehmigem Untergrund mit Forstmaschinen. Entsprechende Maßnahmen werden exemplarisch zusammen mit der Forstverwaltung unter Einbindung eines Art-Experten durchgeführt. Zudem wird geprüft, wie diese Maßnahmen im Rahmen des Ökokontos angerechnet werden können. Auch die Konzeption eines Monitorings der Bestände zur Erfolgskontrolle inkl. einer Kostenabschätzung ist Teil des Projekts.

Erwartete direkte und indirekte Naturschutzwirkungen:  

  • Stärkung der Population der Gelbbauchunke
  • Dauerhafte Förderung der Art durch Einbindung der Forstverwaltung bzgl. praktischer Umsetzung von Habitat-Entwicklungsmaßnahmen im laufenden forstlichen Betrieb
  • Dauerhafte Förderung der Art durch modellhafte Entwicklung artspezifisch abgestimmter ökokontofähiger Maßnahmen
  • Prüfung der Übertragbarkeit des Konzepts auf andere, geeignete Räume

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