Seit der Ausweisung des Biosphärengebiets Schwäbische Alb durch das Land Baden-Württemberg im Jahr 2008 wurden über 600 nachhaltige Modellprojekte umgesetzt und jährlich durchschnittlich ca. 1,2 Mio. Euro in die nachhaltige Entwicklung der Region investiert. Die Erfolge des Biosphärengebiets motivierten über 40 umliegende Kommunen, ihr Interesse für einen Beitritt oder das Einbringen weiterer Flächen in das Biosphärengebiet zu bekunden.
Dies veranlasste den Lenkungskreis des Biosphärengebiets sowie das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg eine Erweiterung des Biosphärengebiets zu ermöglichen. Als Ziel der Gebietserweiterung wurde die Schaffung eines qualitativen Mehrwerts für das Biosphärengebiet als Modellregion für nachhaltige Entwicklung, für die Stärkung einer nachhaltigen Entwicklung der Region sowie für die Akteurinnen und Akteure in den Städten und Gemeinden festgelegt.
Aktueller Sachstand / Fazit
Insgesamt planen 16 Städte und Gemeinden, weitere Flächen in das Biosphärengebiet einzubringen und sechs neue Kommunen treten dem Biosphärengebiet bei.
Die Suche nach Kernzonen erwies sich als Hauptherausforderung im gesamten Erweiterungsprozess. Sowohl der Bund, das Land, als auch die Kommunen steuern Kernzonenflächen bei. Dabei handelt es sich überwiegend um naturschutzfachlich wertvolle, steile Laubwaldflächen mit langer Habitattradition, die charakteristisch sind für die Schwäbische Alb. Mit den neuen Kernzonen im Umfang von 1.049 Hektar wächst die gesamte Kernzonenfläche auf 3.694 Hektar an. Das erweiterte Biosphärengebiet wird damit auch künftig einen Kernzonenanteil von über 3 % aufweisen.
Die zusätzliche Pflegezone umfasst nach aktuellem Planungsstand 5.129 Hektar, womit das erweiterte Biosphärengebiet künftig einen Pflegezonenanteil von 33 % aufweisen wird.
Die zusätzlichen Entwicklungszonen kommen auf 30.002 Hektar, was einem Entwicklungszonenanteil von 64 % des erweiterten Biosphärengebiets entspricht. Für die Umsetzung von nachhaltigen Modellprojekten liefert die neue Entwicklungszone großes Potential für alle Handlungsfelder des Biosphärengebiets.
Für das Biosphärengebiet führt die Erweiterung zu einem großen Mehrwert: So kommen nach den aktuellen Planungen neben den zukünftigen Kernzonen weitere naturschutzfachlich hochwertige Flächen sowie zahlreiche touristische Attraktionen. Ebenso liegen zukünftig Unternehmen und Einrichtungen in der Gebietskulisse, die beispielsweise die Vermarktung und Weiterverarbeitung von regionalen und nachhaltigen Produkten stärken. Auch mit Blick auf soziale Aspekte und Bildungsangebote sind die neu hinzukommenden Akteurinnen und Akteure ein Gewinn für das Biosphärengebiet. Damit werden die Ziele der Gebietserweiterung umfassend erfüllt.
121.445 Hektar Gebietsgröße - Flächenzuwachs um 42 %
| 265.000 Bürgerinnen und Bürger - Anstieg der Bevölkerungszahl um 82 % |
Zeitplan
- Nach dem Votum der Gemeinderäte wurden die Erweiterungsplanungen im Oktober 2024 vom Lenkungskreis des Biosphärengebiets beschlossen.
- Ab April 2025 soll die Änderung der Verordnung des erweiterten Biosphärengebiets starten.
- Bis Ende des Jahres 2025 soll diese abgeschlossen sein.
- Die Abgabe des erforderlichen Antrags auf UNESCO-Anerkennung für das erweiterte Biosphärengebiets ist 2026 geplant.
Verfahren und Kriterienkatalog
Der Startschuss der Planungen zur Erweiterung des BSG erfolgte nach erfolgreichem Abschluss der ersten periodischen Überprüfung des BSG im April 2022. Unter umfangreicher Beteiligung von Akteurinnen und Akteuren des BSG wurde im Rahmen von zwölf Workshops und Gremiensitzungen ein Vorschlag zum Verfahren und ein Kriterienkatalog für die Gebietserweiterung abgestimmt. Der Kriterienkatalog enthält neben den Kriterien des MAB-Nationalkomitees auch Aspekte aus allen Handlungsfeldern des Biosphärengebiets, die für eine Bewertung der Erweiterungsflächen dienlich sind (z.B. Engagement der Akteurinnen und Akteure, Anbau regionaler Produkte, Anzahl an Bildungseinrichtungen etc.).
Das bisherige Biosphärengebiet weist eine Flächengröße von 85.269 Hektar auf. Der Lenkungskreis des Biosphärengebiet hat 120.000 Hektar als Richtwert für eine maximale Flächengröße des BSG nach der Gebietserweiterung veranschlagt. Die maximal mögliche Flächengröße von 150.000 Hektar soll nicht ausgeschöpft werden, denn das Biosphärengebiet soll mit „Augenmaß wachsen“, im Sinne einer effektiven Verwaltung und Gestaltung des Gebiets.
Das vom Lenkungskreis beschlossene Verfahren der Gebietserweiterung sah vor, dass in einem ersten Schritt die 17 Mitgliedskommunen, die aktuell nur anteilig im BSG liegen, nach ihrem Interesse gefragt wurden, weitere Flächen in das BSG einzubringen. Im Ergebnis möchten 16 der 17 Mitgliedskommunen weitere Flächen in das BSG beisteuern.
In einem zweiten Schritt wurden neun neue Kommunen angefragt, ob sie dem BSG beitreten möchten. Diese Kommunen grenzen direkt an die Gebietskulisse an und wurden bereits bei der Erstausweisung des BSG im Jahr 2008 als potenzielle Mitgliedskommunen angefragt. Sie hatten somit Vorrang vor weiteren beitrittsinteressierten Kommunen. Von den neun angefragten neuen Städten und Gemeinden haben sechs Kommunen eine Beitrittsbewerbung eingereicht. Die Sichtung der Beitrittsbewerbungen der sechs neuen Kommunen wurde von einer externen Agentur vorgenommen und bescheinigte ein positives Ergebnis: Sowohl die Akteurinnen und Akteure in den Kommunen als auch das bestehende BSG profitieren vom Beitritt der neuen Kommunen.
Den im Anschluss folgenden konkreten Erweiterungsplanungen geht ein inzwischen über zwei Jahre andauernder intensiver Beteiligungsprozess voraus. Im Rahmen von über 100 Infoveranstaltungen, Workshops, Gemeinderatssitzungen und weiteren Gesprächen auf kommunaler Ebene wurde über das Biosphärengebiet und die Erweiterung informiert sowie Chancen und Herausforderungen mit Bürgerinnen und Bürgern diskutiert. Dieser umfangreichen Partizipation von Akteurinnen und Akteuren wird seitens des Lenkungskreises des Biosphärengebiets große Bedeutung zugemessen.
Ansprechpartner
Achim Nagel
Diplom-Geograph
Referatsleitung 58 (Biosphärengebiet), Leitung der Geschäftsstelle
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Dr. Volker Häring
Diplom-Geograph
Forschung und Monitoring
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