Fortführung und Abschluss der qualitativen Untersuchung der Ameisenfauna im NSG Listhof

Das Naturschutzgebiet (NSG) Listhof zeichnet sich durch eine sehr abwechslungsreiche, naturnahe Landschaft aus. Die Vielfalt an Lebensräumen und Strukturen bieten zahlreichen Tier- und Pflanzenarten Lebensraum. Darunter sind auch sehr seltene Arten wie der Wendehals, dessen Nahrungsgrundlage insbesondere Ameisen sind.

Im Rahmen der Voruntersuchung im Jahr 2012 konnten bereits 29 Ameisenarten nachgewiesen werden. Dies entspricht einem Viertel aller in Deutschland nachgewiesenen Ameisenarten. Darunter sind 8 gefährdete und 8 potentiell gefährdete Arten. Bemerkenswert ist zudem der Erstnachweis der seltenen „Salz-Knotenameise“ (Myrmica curvithorax) im NSG und für Baden-Württemberg. Auf diese naturschutzfachlich relevanten Arten soll bei der diesjährigen Untersuchung ein Schwerpunkt gelegt werden.

Der Umfang des Projekts im Jahr 2012 ermöglichte nur die Untersuchung eines Teils der Lebensraum-typen (insb. Magerrasen, beweidetes Grünland mittlerer Standorte, offene Feuchtbiotope, Säume, Streuobstwiesen sowie Holzlagerstätten und versiegelte Flächen.) Daher soll im Jahr 2013 die noch nicht bearbeiteten Lebensraumtypen untersucht werden, um ein vollständiges Bild des Artenspektrums zu erhalten: insb. Auwälder und Bachgehölze, Waldtypen der trockenen und mittleren Standorte, Mähwiesen, Hochstaudenfluren, Ruderalflächen, Erosionsflächen (Motocross-Gelände), Feucht-/Trockengehölze, Baumgruppen und Totholzbereiche.

Aufgrund der hohen Indikatorfunktion eignet sich die Artengruppe der Ameisen sehr gut für ein langfristiges Monitoring, das in Biosphärenreservaten gemäß MAB-Kriterien 30-33 durchgeführt werden soll. Aus den Ergebnissen der Untersuchung lassen sich Empfehlungen für Pflegemaßnahmen ableiten.

Ameisengesellschaften und Ameisenarten sind wichtige Zeiger für Lebensraumgemeinschaften, da sie eine vergleichsweise enge Bindung und Vernetzung mit ihren umgebenden Raumstrukturen aufweisen: Einerseits dienen sie als Wirte für zahlreiche Gäste und Parasiten sowie als Nahrungsgrundlage für Bodenspechte, andererseits beeinflussen sie als Räuber Häufigkeit und Artenspektrum der übrigen Gliederfüßler (z.B. Insekten). Sie sind die größten Biomasseproduzenten und neben den Regenwürmern die größten natürlichen Erdtransporteure und damit bedeutend für die Qualität des Bodens.

Erwartete direkte und indirekte Naturschutzwirkungen:

  • Qualitative Erfassung der Ameisenfauna auf dem NSG Listhof, das wahrscheinlich bedeutendste Ameisenvorkommen im Vorland der Schwäbischen Alb in den 2012 nicht bearbeiteten Lebensraumtypen
  • Durch die hohe Indikatorfunktion der Ameisen stellt die Untersuchung ein Baustein eines langfristigen Monitorings dar, das für Biosphärenreservate durch die MAB-Kriterien vorgesehen ist
  • Empfehlungen zu Pflegemaßnahmen im NSG Listhof
  • Vergleich mit den Untersuchungen zur Ameisenfauna auf dem ehem. Truppenübungsplatz Münsingen

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