Untersuchung der Ameisenfauna auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz Münsingen - Teil II

Ameisengesellschaften und Ameisenarten sind wichtige Indikatoren für Lebensraumeigenschaften. Wegen der in der mitteleuropäischen Insektenwelt außergewöhnlich hohen Lebenserwartung von Ameisen - Königinnen können bis 30 Jahre und Kolonien mehrere Jahrzehnte alt werden - nimmt diese Tiergruppe eine ganz besondere Stellung im Ökosystem ein. Ameisen sind als größte Biomasseproduzenten nach den Regenwürmern eine wichtige Tiergruppe im Ökosystem. Aber auch als „Wirte“ für gefährdete Schmetterlingsarten wie den Ameisenbläuling, der als Raupe in den Ameisen-nestern lebt, nehmen sie eine wichtige Funktion wahr.

In der weitläufigen Weidelandschaft des ehemaligen Truppenübungsplatzes in Münsingen prägen Ameisenhügel auf ganz besondere Weise das Landschaftsbild, bislang jedoch ohne Genaues über diese prägnanten Formationen und deren Erbauer preisgegeben zu haben.

Erste Untersuchungen wurden im Sommer 2008 durch Fördermittel des Biosphärengebiets ermöglicht. Ein spektakuläres Ergebnis dieser sondierenden Untersuchungen war der Nachweis der „Moor-Knotenameise“ (Myrmica vandeli), erstmalig nachgewiesen für die Schwäbische Alb und erstmalig überhaupt für Kalkböden. Entscheidend für das Vorkommen, so vermuten die Wissenschaftler, scheinen die besonderen mikroklimatischen Verhältnisse in Dolinen und Karstwannen des ehemaligen Schießplatzes zu sein. Auch die „Gerunzelte Knotenameise“ (Myrmica rugulosa), die v. a. in Sandgebieten Ost- und Norddeutschlands verbreitet ist, findet auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz scheinbar geeignete Lebensbedingungen. Sie nutzt die vegetationsarmen Kiesflächen.

Neben sondierenden Untersuchungen auf weiteren Flächen, die im Untersuchungsjahr 2008 nicht berücksichtigt werden konnten, darunter insbesondere Gehölze und Waldflächen, stehen in der hier beantragten Folgeuntersuchung auch quantitative Erfassungen an. Mit diesen Untersuchungen sollen u. a. die Auswirkungen des kontrollierten Brennens, das regelmäßig aus naturschutzfachlichen Gründen durch den Bundesforst durchgeführt wird, erfasst werden.

Das Wissen um diese Besonderheiten der Fauna auf dem ehemaligen Militärgelände kann auch dazu beitragen, die Bedeutung der Schafbeweidung für das ehemalige Militärgelände umfassender zu betrachten und helfen, die Weidenutzung zu optimieren.

Diese geplante weiterführende Untersuchung im Sommer 2010 soll wieder durch den ausgewiesenen Ameisen-Spezialisten Dr. Münch erfolgen.

Erste Abstimmungen mit dem Bundesforst bzgl. der Flächenauswahl werden im April erfolgen, die Erfassungen sollen im Mai beginnen und bis einschließlich Oktober laufen; Ende November soll das Projekt mit Abgabe eines umfassenden Berichts abgeschlossen sein.

Bund Naturschutz Alb-Neckar e. V. (BNAN)
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